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Online-Terminvergabe

URBACT City Festival 2025 in Wrocław: Die Stadt Flöha war dabei!

Die Kleinstadt Flöha, für nachhaltige Stadtentwicklung geehrt – für Deutschland vertreten mit den Städten Düsseldorf und München sowie der KielRegion

URBACT City Festival 2025 in Wrocław. Foto: Stadtverwaltung Flöha

Urkunde zum URBACT City Festival 2025 in Wrocław

URBACT? Davon hatten wir noch nie gehört. Das sollte sich ändern, als Herr Neubert von der WGS mbH, Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung mb, uns auf den Good Practice Call beim europaweiten EFRE-Programm URBACT aufmerksam machte. Natürlich wussten wir, dass die Umwandlung der Alten Baumwolle vom Industrie- zum Stadtzentrum als einzigartiges Projekt schon mehrfach Anerkennung und Beachtung auf Landes- und Bundesebene erfahren hatte. So war es nur konsequent, den Transformationsprozess der Baumwollspinnerei Flöha auch auf europäischer Ebene zu präsentieren. Mit Unterstützung durch Herrn Neubert wurde die Bewerbung online und in englischer Sprache im Juni 2024 eingereicht. Da ahnten wir noch nichts von dem, was Spannendes auf uns zukam.

Am 29. Oktober 2024 wählte das URBACT-Programm, welches die nachhaltige Stadtentwicklung in ganz Europa unterstützt, 116 URBACT-Good Practices aus den 249 Vorschlägen aus, die im Rahmen der offenen Ausschreibung eingereicht wurden. Und wer hätte das gedacht, die Kleinstadt Flöha wurde, neben den deutschen Städten München, Düsseldorf und der KielRegion für ihr URBACT Good Practice „Refabrication-Invention of a city centre“[1] ausgezeichnet. Nach dieser Anerkennung wird Flöha nun in ganz Europa beworben und war eingeladen, ihr Good Practice auf dem URBACT City Festival 2025 neben anderen zukunftsorientierten europäischen Städten zu präsentieren. Und so fanden Herr Neubert und ich uns schließlich in Wrocław, Polen wieder, wo das City Festival vom 8.-10. April stattfand. Schon der Veranstaltungsort war beeindruckend. Als Kulisse diente die Jahrhunderthalle (Hala Stulecia), wo wir auf alle anderen 116 Good Practice – Städte trafen. Nach einem eingehenden Briefing[2] über den Ablauf der drei Tage, nahmen wir am Abend ganz offiziell unsere Urkunde entgegen – roter Teppich inklusive. Am nächsten Morgen gab es zunächst die Gelegenheit zum nationalen Austausch mit den Vertreterinnen aus Düsseldorf und München sowie Lilian, der jungen Mitarbeiterin der URBACT-Kontaktstelle in Deutschland. Mit mehr als 600 Teilnehmern aus über 30 europäischen Ländern in der Jahrhunderthalle war die Atmosphäre dann zur offiziellen Festivaleröffnung schon voller positiver Energie und Spannung. So viele Fachleute mit geballtem Wissen zur nachhaltigen Stadtentwicklung haben sich hier zusammengefunden, um sich miteinander auszutauschen, sich zu vernetzen und ihre guten Praxisbeispiele in die Welt zu tragen. Thematisch war das Festival breitgefächert und für jeden war etwas dabei: So gab es die verschiedensten Projekte in den Bereichen Städtebau, Stadtgestaltung und -gesellschaft, Klimaschutz, Soziales und Teilhabe, Energie oder grüne Infrastruktur, über die man sich auf dem sogenannten Marketplace  informieren konnte. Dort hatten auch wir unseren Stand, gleich neben der portugiesischen Kleinstadt Idanha-a-Nova mit dem netten Bürgermeister. Aber zum Plaudern blieb wenig Zeit, so viele Interessenten waren bei uns und ließen sich unser Good Practice erklären. Wir führten Gespräche mit Menschen aus Portugal, der Slowakei, Polen, dem hochwassergebeutelten Valencia (Spanien) oder aus Italien, die alle ähnliche städtebauliche Herausforderungen zu meistern haben. Umgekehrt wurde uns Staunen, Anerkennung und Lob für ein im Vergleich zur Stadtgröße derartig großes Städtebauprojekt entgegengebracht. In sogenannten thematischen Sessions[3] gab es für die Teilnehmer Gelegenheit, sich aktiv mit den Projekten auseinanderzusetzen. Dafür wurden die Good Practices von den jeweiligen Vertretern/-innen kurz vorgestellt. So oblag es mir, den etwa 30-jährigen Umwandlungsprozess der Alten Baumwolle in exakt drei Minuten in englischer Sprache wiederzugeben – eine herausfordernde Aufgabe, die mich bis in den späten Abend des Vortages beschäftigte.

Am Ende dieses äußerst kommunikativen Tages haben wir die Chance genutzt und an einer Exkursion ins historische Tram-Depot Popowice teilgenommen. Schon die 30-minütige Fahrt dorthin mit einer historischen Straßenbahn auf holprigen Schienen war ein Erlebnis. Während der Führung über das überwiegend unsanierte Gelände, was mich ein bisschen an vergangene Zeiten der Alten Baumwolle erinnerte, wurde deutlich, wie sehr sich die ansässigen Vereine für eine Revitalisierung einbringen. Das Engagement von Vereinen bei der Projektarbeit war vor allem in den südeuropäischen Städten verbreitet und hat mir imponiert.

Auch der dritte Tag auf dem City Festival stand unter dem Zeichen der Kommunikation und Vernetzung. Viele Male wurden wir gefragt, als Lead-Partner[4] ein Transfer-Netzwerk zu leiten mit dem Ziel, unsere Erfahrungen im Umgang mit der Alten Baumwolle an andere Städte mit ähnlichen Problemlagen weiterzugeben. Geehrt zwar für die Wertschätzung, mussten wir die Erwartungen dahingehend drosseln. Die Anforderungen und der zeitliche Aufwand stellen in unseren Augen vor dem Hintergrund verfügbarer personeller Ressourcen eine Hürde dar. Jedoch gibt es Alternativen, die einen internationalen Austausch und Transfer ermöglichen würden.

Fazit:

Es gibt so viele Städte in Europa, ob groß oder klein, die gleiche oder ähnliche städtebauliche oder sozio-ökonomische Probleme haben wie Flöha. Deshalb war das City Festival für mich ein aufschlussreiches Event. Ich bin um ein paar Erfahrungen reicher und es wird klar: Herr Neuberts Idee zur Bewerbung beim URBACT-Programm war richtig und gut, denn es bietet die Chance zum persönlichen Austausch mit Gleichgesinnten in ganz Europa, um über kreative, innovative und manchmal vielleicht ganz einfache Lösungen zu sprechen und das ein oder andere mitzunehmen.

Anja Irmscher, Bauverwaltung
 

Hintergrund:

URBACT ist ein europäisches Förderprogramm für nachhaltige Stadtentwicklung, das durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie die 27 EU-Mitgliedsstaaten, Norwegen und die Schweiz finanziert wird. Es unterstützt teilnehmende Stadtverwaltungen dabei, im Rahmen von Netzwerken mit anderen europäischen Städten und einer Gruppe von lokalen Stakeholdern ein Konzept für ihre Herausforderung vor Ort zu erarbeiten und umzusetzen. Das Programm ist für alle Themen im Bereich der Stadtentwicklung offen.

https://urbact.eu/deutschland

 


[1] „Umnutzung: Die Erfindung eines Stadtzentrums“

[2] Einweisung

[3] Sitzungen
Gutes Praxisbeispiel: Ein URBACT Good Practice ist eine städtische Initiative, die wirkungsvoll, partizipativ, integriert, relevant und leicht auf andere europäische Städte übertragbar ist.

4 Federführende Kommune

 

URBACT City Festival 2025 in Wrocław. Fotos: Stadtverwaltung Flöha und Joe Takes - URBACT URBACT City Festival 2025 in Wrocław. Fotos: Stadtverwaltung Flöha und Joe Takes - URBACT URBACT City Festival 2025 in Wrocław. Fotos: Stadtverwaltung Flöha und Joe Takes - URBACT URBACT City Festival 2025 in Wrocław. Fotos: Stadtverwaltung Flöha und Joe Takes - URBACT URBACT City Festival 2025 in Wrocław. Fotos: Stadtverwaltung Flöha und Joe Takes - URBACT URBACT City Festival 2025 in Wrocław. Fotos: Stadtverwaltung Flöha und Joe Takes - URBACT URBACT City Festival 2025 in Wrocław. Fotos: Stadtverwaltung Flöha und Joe Takes - URBACT
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